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Chemie für Quereinsteiger - Band 2 - Nichtmetall-Atome: Verknüpfung zu Molekülen und Gittern
6.6 Im gewählten System nicht beschreibbare Strukturen

Wie die vorangehenden Kapitel zeigen, kann man eine große Vielzahl von Molekülen anhand unseres Systems mit gerichteten Normbindefähigkeiten kombinieren und beschreiben. Der Nicht-Chemiker wird im allgemeinen mit dieser einfachen Beschreibungsmethode auskommen. Anhand von zwei sehr häufig vorkommenden Molekülen können wir aber bereits die Grenzen dieser Beschreibungsmethode aufzeigen.

Es existiert eine Hantel aus einem C-Atom und einem O-Atom: das CO-Molekül des Kohlenstoffmonoxids. Anhand unserer Kombinationsmethode ist diese Hantel nicht vorhersehbar, da wir ein C-Atom mit zwei Bindefähigkeiten einsetzen müßten, um das O-Atom wie üblich mit zwei Bindefähigkeiten absättigen zu können. Oder wir müßten dem O-Atom vier Normbindefähigkeiten zuordnen, damit es reibungslos mit einem C-Atom verknüpft werden kann. Beide Beschreibungen der Bindung der CO-Hantel sind nicht besonders brauchbar, aber die Hantel existiert!

Weiterhin existiert eine Hantel aufgebaut aus einem N-Atom und einem O-Atom: das NO-Molekül des Stickstoffmonoxids. Es paßt hier weder eine Zweifachbindung für das N-Atom noch eine Dreifachbindung für das O-Atom. Aber auch diese Hantel existiert mit Sicherheit, wie die Meßergebnisse aus dem Labor bezeugen.

Die Chemiker gehen nun von der Philosophie aus, daß es übergeordnete Gemeinsamkeiten der Bindungsmechanismen geben muß, die sowohl für ein H2O-Molekül gelten, das wir gut beschreiben können, als auch für die Moleküle CO und NO, die in unser Beschreibungssystem nicht passen.

Physiker und Physikochemiker haben die Vorstellungen von den Bindekräften eines Atoms im Laufe der Zeit sehr verfeinert und die Beschreibungsmethoden der chemischen Bindung umfassend erweitert. In diesem erweiterten System können Physiker und Chemiker heute etwa die Moleküle NO und CO bindungsmäßig anhand von Energieüberlegungen zufriedenstellend beschreiben. Auch wir erweitern in einem späteren Band unser Beschreibungssystem der chemischen Bindung, um gerichtete Bindungen, die etwa auch zwischen Metall-Atomen und Nichtmetall-Atomen gefunden wurden, ebenfalls beschreiben zu können.

Durch neu entwickelte Bindungsmodelle haben es die Physiker vielleicht erreicht, die Zahl erfolgreich beschreibbarer Moleküle von 90 % auf 95 % der heute bekannten Moleküle zu erhöhen. Aber immerhin heißt das auch, daß das von uns verwendete Beschreibungssystem etwa 90 % der bekannten Moleküle erfaßt !




Lieber Leser, liebe Leserin,
dieses war der dritte Streich, doch der vierte folgt sogleich.

Bei der Kombination von Grundbausteinen der Materie sind in Band 2 die Metall-Atome „links und links im PSE“ gedanklich verknüpft worden, im vorliegenden Band 3 die Nichtmetall-Atome „rechts und rechts im PSE“. Im Band 4 soll nun die Kombination vieler Ionen „links und rechts im PSE“ erfolgen, um die große Klasse der Salze und deren Kristallstrukturen kennen zu lernen. Wie beim Bau von Kugelpackungen zum Aufbau der Metallstrukturen sollen wieder Kugelpackungsmodelle zum Aufbau der Salzstrukturen so genau beschrieben werden, daß Sie sie nachbauen können - und somit leicht in das Salze-Kapitel quereinsteigen können !