3.2 Räumlich ungerichtete Bindekraft (Grenztyp)
Es ist allgemein bekannt, wie vielseitig man mit Ziegelsteinen bauen
kann - nur der Ziegelstein selbst besitzt aber keine nennenswerte Bindekraft!
Aufgeschichtete Ziegelsteine werden von der Schwerkraft der Erde zusammengehalten.
Mörtel oder Zement dienen lediglich als "Kleber". Wenn
aber ein Baustein selbst eine Bindekraft besitzt, dann ist die Frage,
von welchem Teil des Bausteins diese Bindekraft ausgeht und wie diese
Kraft in den Raum hinauswirkt.
Der einfachste Fall liegt vor, wenn um einen kugeligen Baustein die
Bindekraft völlig gleichmäßig um die Kugel herum verteilt
ist, wenn jeder kleinste Teil der Oberfläche senkrecht in dem
Raum hinaus die gleichen Kraftwirkungen besitzt. Ein anschauliches
Modell eines solchen Teilchens stellt die Erde dar. Wir können
auf der ganzen Oberfläche spazieren gehen oder mit dem Schiff
fahren, überall werden wir von der Erde senkrecht zur Oberfläche
mit gleicher Gravitationskraft angezogen. Jeder Körper, ein Flugzeug
oder ein Satellit, kann auf jedem Punkt der Erdoberfläche von
außen angeknüpft und gebunden werden.'
Eine Schwierigkeit ergibt sich nun, wenn man diesen Sachverhalt zeichnerisch
darstellen will, um über die räumliche Verteilung der Bindekraft
der Kugel zu informieren. Sehen oder sichtbar machen kann man die Bindekraft
nicht, lediglich ihre Wirkungen lassen sich feststellen. Von dieser
Wirkung wiederum ist meßbar, daß sie
1. völlig gleichmäßig um die Kugel verteilt ist, und
daß sie
2. mit der Entfernung abnimmt.
Wir zeichnen deshalb ein "Etwas" gleichmäßig um
eine projizierte Kugel, einen Kreis, wobei das "Etwas" nach
außen abnimmt. Das kann etwa aussehen wie in Abbildung 3.1. Da
die gesamte Bindekraft dieses Teilchens den umgebenden Raum gleichmäßig
erfüllt und keine räumliche Richtung bevorzugt wird, nennen
wir diese Art der Kraftverteilung um ein Teilchen "räumlich
nicht in eine spezielle Richtung gerichtet" oder etwas kürzer: "räumlich
ungerichtet".

Abb. 3.1: Modellzeichnungen für Teilchen mit räumlich ungerichteten Bindekräften
Solch ein Teilchen mit räumlich ungerichteter Bindefähigkeit
betätigt seine Kraftwirkungen nach allen Seiten hin. Wenn man zwei
derartige Teilchen koppelt, dann sagen wir, sie sind an den Berührungsstellen
gebunden. Die gesamte weitere Bindekraft um das Teilchen steht aber nach
wie vor für Bindezwecke zur Verfügung. In der Phantasie könnte
man sich vorstellen, daß sich der Mond langsam an die Erdoberfläche
angekoppelt hat. An anderen Plätzen der Oberfläche könnte
die Erde dann noch viele weitere Monde ankoppeln es wäre lediglich
eine Frage des Platzes, der Geometrie.
Die Fragestellung kann man mit Tischtennisbällen, Papier- oder Holzkugeln
veranschaulichen. Setzen wir voraus, daß die Kugeln, die wir räumlich
ungerichtet verbinden wollen, alle gleich groß sind, dann kann man
in der Ebene eine Kugel mit sechs anderen Kugeln verknüpfen (siehe
Abb. 3.1). Jede Anliegerkugel ist dabei noch mit den Nachbarn verbunden,
sie besitzt immer noch Platz, um in der Ebene weitere drei Kugeln anzukoppeln.