2. Die Ordnung der Grundbausteine
2.1 Das Periodensystem
In Tabelle 2.1 sind einige Grundbausteinsorten alphabetisch aufgezählt.
Dadurch erhalten wir aber keinen Hinweis darauf, welche Teilchen
sich mit anderen leicht oder vielleicht auch gar nicht verknüpfen
lassen. Das ist jedoch das Anliegen des Chemikers. Man hat deshalb
die Teilchen zunächst nach ihrem ähnlichen Verhalten anderen
Teilchen gegenüber geordnet.
Zum Beispiel erhält man aus der Kombination von Lithium-, Natrium-
oder Kalium-Teilchen mit Chlor-Teilchen jeweils ganz ähnliche
salzartige Substanzen, in denen die Teilchen im Zahlenverhältnis
1:1 verknüpft sind. Verknüpft man mit Magnesium- oder Calcium-Teilchen,
dann setzen sich diese mit Chlor-Teilchen im Zahlenverhältnis
1:2 zusammen. Verknüpft man Sauerstoff-, Schwefel- oder Selen-Teilchen
mit Wasserstoff-Teilchen, erhält man ebenfalls unter sich ähnliche
Substanzen, die im Teilchenzahlenverhältnis 1:2 zusammengesetzt
sind. Die Kombination zwischen Wasserstoff- und Sauerstoff-Teilchen
führt zur Substanz Wasser, die anderen beiden sind im Verhalten
dem Wasser ähnlich.
Diese wenigen Beispiele sollen die Fragestellung andeuten, auf deren
Grundlage die Chemiker bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts
experimentell geforscht haben. Es wurden alle gefundenen Zahlenverhältnisse
von Teilchen miteinander verglichen und aufgrund von Ähnlichkeiten
entsprechende Teilchenarten geordnet. Teilchen, die sich besonders ähnlich
sind, bezeichnet der Chemiker als verwandt, beispielsweise gehören
Lithium-, Natrium- und Kalium-Teilchen einer Elementfamilie an. Diese
Verwandtschaften und andere ordnende Faktoren sind im "Periodensystem
der Elemente" (PSE) dargestellt.
Abbildung 2.1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Periodensystem, Abbildung
2.2 zeigt das Periodensystem vollständig, allerdings nur schematisch
und ohne Angabe der Elementnamen und Symbole. In Tabelle 2.1 sind
alle derzeit bekannten Elemente aufgeführt und alphabetisch
nach Atomsymbolen geordnet.
Ein erster Blick auf
das verkürzte Periodensystem der Elemente in Abbildung 2.1 zeigt Kreise,
versehen mit Atom- und Ionensymbolen. Sie sollen die Grundbausteinsorten
als Kugeln darstellen. Offensichtlich sind jeweils Atome und zugehörige
Ionen unterschiedlich groß. Auch die Atome und Ionen einer Elementfamilie
unterscheiden sich: die Atom- und Ionenradien nehmen von oben nach unten
gesehen zu.
Die abgebildeten Kreise im Periodensystem spiegeln die relative Größe der Teilchen zueinander wieder. Die absoluten Durchmesser der Teilchen bewegen sich im Bereich von 50 250 pm (Einheit Picometer: 1 pm = 10-12m). Allerdings benötigen wir zu Beginn unserer Arbeit diese Zahlenwerte nicht und werden sie später ins Spiel bringen, wenn sie eine Rolle spielen.
Außerdem sind die Atome und Ionen eigentlich nicht starr wie Holzkugeln, sondern eher elastisch wie Gummibälle: der Abstand wird bei größer werdender Bindungskraft zwischen zwei Teilchen immer kleiner, es kommt bei der Messung von Radien auf den speziellen Teilchenverband an. Aus diesem Grund ist es schwierig, feste Zahlenwerte als Durchmesser von Teilchen anzugeben. Da die Abstände zwischen Teilchen für unsere ersten Grundüberlegungen unerheblich sind, können wir zunächst die Atome und Ionen im Modell als starre Kugeln ansehen.
Stellen wir uns vor, alle Grundbausteinsorten würden in einem Regal von Schubladen aufbewahrt, das von vorn gesehen genau dem Periodensystem entspricht. Nehmen wir an, ein Chemikalienladen würde solch ein Regal gefüllt besitzen, dann könnten wir rasch jede beliebige Menge an Bausteinen kaufen und zu den gewünschten Substanzen zusammensetzen.
Allerdings befänden sich in den Schubladen sowohl Atome als auch die zugehörigen Ionen, vielleicht getrennt voneinander in zwei Fächern der Schublade. So sind Atome und zugehörige Ionen unabhängig voneinander abrufbar, um sie unabhängig voneinander verknüpfen zu können.
Das Periodensystem der Elemente ist also für den Chemiker der Schlüssel zur Systematik, wie man sinnvoll und erfolgreich Atome oder Ionen zu größeren Teilchenverbänden kombiniert, wie man also modellmäßig durch solche Kombinationen verschiedene Substanzen erhält. Diese Kombinationssystematik führt so zum Grundverständnis der Substanzen und deren Beschreibung durch Namen und Symbole.