1.3 Grundbausteine und makroskopische Substanz
Alle Proben der uns umgebenden festen Materialien, einschließlich unserer Körpersubstanz, bestehen aus einer für uns unvorstellbar großen Anzahl verknüpfter Grundbausteine. Je nach Bausteinsorten und innerer, räumlicher Teilchenarchitektur ergeben sich unterschiedliche Materialien, die sich in ihren äußeren physikalischen und chemischen Eigenschaften unterscheiden, z. B. in Farbe, Dichte, Härte, Verformbarkeit, elektrischer Leitfähigkeit, Wärmeleitfähigkeit, Lichtbrechung und Löslichkeit.
Abb. 1.3: Vergleich einiger Eigenschaften von Diamant und Graphit
Wenn etwa Kupfer-Bausteine zusammengesetzt werden, erhält
man ein Stück Kupfer. Das kann als Blech, als Würfel,
als Kristall, als Vase oder als ein Pfennigstück geformt
sein, die physikalischen und chemischen Eigenschaften sind immer
die gleichen. Verknüpfte Nickel-Teilchen ergeben entsprechend
Nickelmetall, vielleicht von vernickelten Schrauben her bekannt.
Unsere Geldstücke vom 50-Pfennig-Stück bis zur 5-DM-Münze
bestehen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung, also aus einer Kombination
von Kupfer- und Nickel-Teilchen. Die 5- und 10-Pfennig-Stücke
bestehen aus einem Eisenkern, der mit Messing überzogen
ist: Diese Kupfer-Zink-Legierung wird aus Kupfer- und Zink-Teilchen
hergestellt.
Jede dieser Legierungen hat besondere Eigenschaften in bezug
auf Farbe, Dichte, etc.. Wie stark sich jedoch allein die räumliche
Anordnung der Bausteine auf die Eigenschaften der Stoffe auswirken
kann, sei am Beispiel von Diamant und Graphit erläutert.
Beide Materialien sind allgemein bekannt, der glitzernde Diamant
als begehrter Schmuckstein und schwarzer Graphit als Hauptbestandteil
der Bleistiftminen. Tabelle 1.3 zeigt neben den Unterschieden
in der Farbe noch einige andere wesentlich verschiedene Eigenschaften
auf.
Beide Materialien unterscheiden sich in den Eigenschaften vollkommen,
bestehen aber aus den gleichen Bausteinen, nämlich aus
Kohlenstoff-Atomen. Der große Unterschied kann demnach
nur dadurch erklärt werden, daß die Anordnungen der
Kohlenstoff-Atome von Diamant und Graphit unterschiedlich sind.
Diese unterschiedlichen Strukturen werden wir später näher
kennenlernen.
Zusammenfassend sei noch einmal herausgestellt, worauf es dem
Chemiker ankommt, wenn er Substanzen durch Verknüpfen von
Teilchen erzeugen will:
1. auf die Art der verknüpften Teilchen,
2. auf die räumliche Anordnung im Teilchenverband.
Eine Substanz ist für den Chemiker dann identisch mit einer
anderen, wenn die Teilchenarten und die räumliche Anordnung
gleich sind. Bei ganz genauem Vergleichen müssen bei derselben
Temperatur sogar die Abstände zwischen den entsprechenden
Teilchen übereinstimmen.